24.05.2021 Pfingstmontag

24.05.2021 Pfingstmontag

Predigt: 1. Korinther 12:4-11 LÜ

4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. 5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. 6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. 7 Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. 8 Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist; 9 einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; 10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. 11 Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen!

Der Pfingstmontag ist in unserer Gemeinde ein besonderer Tag. Mittlerweile vor zwölf Jahren ist unsere Gabrielkirche an einem Pfingstmontag eingeweiht worden. Damals gab es ein großes Fest. Die Freude über die neue Kirche ist groß gewesen. Und nun kann unsere Gabrielkirche in Ismaning schon auf zwölf Jahre Gemeindeleben zurückblicken. Vieles hat sich ereignet in dieser Zeit. So viele Menschen haben die Gottesdienste und Konzerte besucht. Manch ein Mensch hat einen ganz persönlichen Akzent erlebt, die Taufe eines Kindes, eines Jugendlichen oder auch eines Erwachsenen, die Konfirmation, die Trauung oder aber auch einen Trauergottesdienst. Lebensgeschichten und Glaubensgeschichten haben in der Kirche ihren Niederschlag gefunden. Eine Kirche ist eben ein herausragender Ort, ein außergewöhnlicher Ort in der Mitte eines Dorfes, einer Stadt. Und unsere Kirche gehört zum Ortsbild von Ismaning einfach dazu.

So sehr wir heute fröhlich sein können, dass wir diese schöne Kirche in unserer Gemeinde haben, so sehr ist es auch wichtig zu sehen: Diese Kirche hat eine spezielle Aufgabe. Und dazu muss sie auch gefüllt und belebt werden. So schön ein Kirchengebäude sein mag, es wird dadurch lebendig, dass es eben auch genutzt wird. Es kommt also auf die Menschen an, die sich in der Kirche versammeln.

Aber gibt es in unseren Tagen noch viele Menschen, die sich gerne in die Kirche begeben? Erwarten sich Menschen noch etwas vom Gottesdienst? Haben Menschen noch den Eindruck, dass in der Kirche, im Gottesdienst etwas geschieht, was sie begeistern kann? Erwarten Leute noch heute Antworten auf die Fragen ihres Lebens im Gottesdienst? Es ließen sich noch mehrere Fragen anschließen.

Fakt ist: Wir haben eine wunderschöne Kirche. Wir feiern ihren Geburtstag heute! Und diese Kirche will mit Leben gefüllt werden. Aber wie kann das gehen?

Heute hören wir Worte aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth. Und diese Gemeinde hat es in sich. Es ist eine sehr lebendige Gemeinde. Dort ging die Post ab. Das Gemeindeleben war geprägt von begeisternden Gottesdiensten. Eigentlich könnte alles in Ordnung sein. Man könnte allen Leuten empfehlen: Geh zu den Christen nach Korinth. Dort kannst den christlichen Glauben wunderbar kennenlernen. Dort blüht das Gemeindeleben.

Und doch gibt es Punkte, an denen Paulus einhaken muss. Paulus kennt seine Freunde in Korinth. Er weiß um ihren Glauben. Aber er weiß auch, wo diese Christinnen und Christen ganz besonders aufpassen müssen. Sein Brief ist ein Ringen um den inneren Frieden in der Gemeinde. Er sehnt sich danach, dass diese Gläubigen ihre Begabungen und Fähigkeiten so einbringen können, ihren Glauben so leben können, dass es zu einer lebendigen Gemeinschaft dient.

Paulus spricht vom Heiligen Geist. Er ist die Quelle des lebendigen Glaubens. Er ist der begeisternde Impuls für das Leben in der Gemeinde. Und in Korinth haben die Freunde Jesu erlebt, wie der Geist begeistern kann, wie er sie erfüllt mit Freude, mit Lebendigkeit. Die Gemeindeglieder brennen für die Botschaft von Jesus. Sie brennen im Heiligen Geist. Sie sind Feuer und Flamme für den lebendigen und gegenwärtigen Gott. Das ist wunderbar. Das ist ansteckend. Das baut auf.

Doch wie es eben unter Menschen so ist, kommt es auch in der Gemeinde zu Spannungen. Da gibt es verschiedene Ansichten. Da sehen sich mancher höher als andere. Und das alles kann Unmut hervorbringen.

Deshalb hebt Paulus eine Eigenschaft des Heiligen Geistes deutlich hervor: Der Heilige Geist ist ein Geist der Einheit. Der Heilige Geist möchte keine Streitigkeiten und Ausgrenzungen, keine Spaltungen und Unstimmigkeiten. Der Heilige Geist sorgt für die Einheit, weil wir nicht auf uns selbst und unsere eigenen Interessen schauen sollen, sondern weil er unseren Blick auf Jesus richtet. Und wer auf den Mensch gewordenen und auferstandenen Herrn blickt, der ist offen für das Wirken des Geistes. Aber bedeutet das nun, dass alle Christinnen und Christen das gleiche leben und denken müssen, dass sie sich nach festen Vorgaben verhalten müssen? Das ganz offensichtlich nicht! Denn der Heilige Geist ist kein Geist der Uniformität. Es ist vielmehr ein Geist, der uns Menschen ernst nimmt. Paulus sagt, dass wir Menschen mit ganz unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten ausgestattet sind. Wir alle haben Aufgaben in dieser Welt und inmitten der Gemeinde. Und wir werden mit unterschiedlichem Maß an Kräften ausgestattet. Aber jeder einzelne Mensch ist so, wie er ist, wertvoll. Jeder und jede von uns hat einen festen Platz. Keiner ist weniger wert. Und das bedeutet: Wir alle gehören und wirken zusammen. Von daher ist es aber auch so schmerzvoll, wenn sich Menschen abwenden, der Gemeinde den Rücken kehren. Denn dann gehen die Gaben des Heiligen Geistes, die der Geist schenkt, verloren.

Paulus betont: In der christlichen Gemeinde wirkt der Geist. Er macht lebendig. Und er ist ein Geist der Vielfalt. Gerade so kann eine große Lebendigkeit im Gemeindeleben entstehen.

Und das brauchen wir gerade auch in unserer Zeit. Und da ist der erste Schritt, dass wir uns ganz besonders dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen, dass wir sagen: Komm, Heiliger Geist, wirke Du an mir! Entfache in mir neu die Begeisterung des Glaubens. Schenke mir Impulse, dass ich  mich an der richtigen Stelle einbringen kann. Und gib mir eine Sehnsucht nach einer vielfältigen Gemeinde, in der die verschiedenen Menschen mit ihren Begabungen und  Fähigkeiten einen Platz, ein Zuhause finden. Lass uns Gemeinde bauen, in Deinem Namen!

In einem zweiten Schritt kommt Paulus nun auf die verschiedenen Geistesgaben zu sprechen. Und da hören wir von ganz unterschiedlichen Gaben. „Dem einen gibt der Geist also die Fähigkeit, guten Rat zu erteilen, einem anderen verleiht er die Gabe besonderer Erkenntnis. Dem einen schenkt er einen besonders großen Glauben, dem anderen die Gabe, Kranke zu heilen - das alles bewirkt der eine Geist. Dem einen Menschen verleiht er Kräfte, dass er Wunder tun kann, einem anderen die Fähigkeit zur Prophetie. Wieder ein anderer wird durch den Geist befähigt zu unterscheiden, ob wirklich der Geist Gottes oder aber ein anderer Geist spricht. Und dem einen gibt der Geist die Gabe, in anderen Sprachen zu sprechen, während er einen anderen befähigt, das Gesagte auszulegen.“ Das ist eine ganze Menge, was Paulus hier aufzählt. Mit manchem können wir vielleicht mehr, mit anderem weniger anfangen. Aber das Entscheidende ist für Paulus, dass wir diese Gaben nicht gegeneinander ausspielen dürfen. Es geht auch nicht darum, dass das ein Katalog sein soll, den nun alle Christinnen und Christen erfüllen müssten. Entscheidend ist für Paulus, dass diese Begabungen und Fähigkeiten nicht zum Eigennutz missbraucht werden sollen. Sie dienen vielmehr dem Zusammenleben in der Gemeinde. Sie sollen eingebracht werden. Und da ist es nun ganz wichtig: Was auch immer wir für Begabungen und Fähigkeiten haben, diese werden im Leben der Gemeinde gebraucht. Und das bedeutet: Du bist gefragt! Deine besonderen Akzente bereichern das Leben der Gemeinde. Bring Dich ein!

Auf der anderen Seite ist es aber auch beruhigend, dass die Worte des Paulus uns vor Augen führen, dass wir nicht Dinge machen müssen, die uns nicht liegen. Es gibt in den Gemeinden Menschen, die sind zu allem bereit. Sie haben den Eindruck, ohne sie würde nichts laufen. Und deshalb müssen sie überall in der Gemeinde präsent sein. Aber da sagt Paulus wirklich zur Beruhigung: Das brauchst Du nicht tun. Du hast Deine speziellen Begabungen. Bring Dich mit diesen ein. Aber das andere darfst Du getrost anderen überlassen, die auf diesem Gebiet ihre Stärken haben. Das macht nun auch deutlich, dass sich dann aber auch niemand zurücklehnen kann und sagen kann: Ich überlass alles anderen. Ich habe die Gabe der Faulheit und kann mich herausnehmen. Dient das der Gemeinschaft? Nein! Paulus sagt klar und deutlich: Der Heilige Geist teilt jedem das Seine zu. Und das klärt auch: Niemand hat keine Begabungen. Bringe Dich ein! Und selbst, wenn Du schüchtern bist und den Eindruck hast, die anderen können alles besser, dann nimm Dir doch das eine zu Herzen: Du bist beschenkt von Gottes Geist! Du gehörst dazu! Und Du würdest fehlen, wenn Du Dich nicht mit Deinem Wesen einbringen würdest.

Pfingsten zeigt uns: Der Heilige Geist wirkt mitten unter uns. Er wirkt auch noch heute. Er schenkt uns Begeisterung für die Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Er möchte wehen, ganz neu, auch in unserer Kirche. Bereiten wir ihm den Weg! Machen wir ihm die Türen auf, die Türen unseres Herzens! Und haben wir den Mut, mit unseren Begabungen und Fähigkeiten nach außen zu wirken, dass Menschen neu erkennen und entdecken: Der Glaube bringt’s! Der Heilige Geist möchte auch mich erfüllen und begeistern. Hier habe ich einen Platz, inmitten der Gemeinde.

Sammeln wir uns um Jesus, dem Auferstandenen, und lassen seinen Geist in unserer Mitte wirken. So werden auch unsere Kirchen Ort der Sammlung und Begeisterung sein.

Ihr Pfarrer Carsten Klingenberg